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Wandel

Liebe Freundinnen und Freunde des Taijiquan!

Mit den passenden Schuhen vergisst man die Füße, mit dem passenden Gürtel vergisst man die Hüfte, mit dem passenden Herzen vergisst das Wissen Richtig und Falsch.

Zhuangzi

Diese Aussage von Zhuangzi beschäftigt mich seit langem. Richtig und Falsch entsteht aus unserer Wertung, die auf unserem persönlichem Standpunkt oder auf allgemein gültigen gesellschaftlichen Normen basiert. Danach richten wir unser Leben aus, ohne unser Herz zu fragen, was gut und passend für uns ist. Die Frage ist: Wirken wir aus unserem inneren Wesen heraus, oder leben wir in einer Wirklichkeit, die überschaubar und planbar ist und in der das spielerische Ausprobieren keinen Platz findet? Wenn wir unser Leben überschaubar und planbar machen, laufen wir dann nicht Gefahr zu erstarren, zwischen Richtig und Falsch gefangen zu sein und uns dem steten Wandel zu widersetzten?

Die Annahme des Wandels bietet uns die Möglichkeit, uns und die Vielfalt der Schöpfung in all ihren Facetten wahrzunehmen. Wir erkennen, dass es eine allgemeingültige Wirklichkeit nicht gibt. Wenn wir spielerisch Taijiquan praktizieren, erleben wir oft, dass sich erlernte Bewegungsabläufe plötzlich anders anfühlen. Unser Standpunkt hat sich verändert. Ob das richtig oder falsch ist, spielt in diesen Momenten keine Rolle. Ein spielendes Kind stellt sich nicht die Frage, ob die Erfahrungen seines Spiels pädagogischen Normen und Vorgaben entspricht. Es erfährt selbstvergessen, was gut für es ist. Es wertet nicht, sondern freut sich, wenn sein Spiel am nächsten Tag mit neuen und anderen Impulsen bereichert wird. Ein spielerisches Erleben bereichert uns. Dadurch spüren wir eine Herzenswärme und Lebensfreude, nach der wir uns sehnen.

Wir wünschen euch passende Schuhe für eure Wege und für ein müßiges Umherwandern. Wir wünschen euch einen passenden Gürtel, der euch nicht einzwängt, für eine freie Bewegung. Und wir wünschen euch ein passendes Herz für einen freien Geist, der Richtig und Falsch vergisst.

Heinz Günter Saemann und Johanna Saemann

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