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Meistertage im April 2019

Wie sitzen am Tisch nach einem feinen chinesischen Essen, welches Heinz Günter gekocht hat, und wir reden über Taijiquan. Wir üben dies ja nicht nur zur Gesundheit und Lebenspflege, sondern kultivieren damit auch unseren Geist und unser Menschsein. Ich frage Yang Laoshe, ob er mir mehr dazu erzählen kann. Er fragt: »Jetzt?« Und lacht und fängt dann an:

Erstmal sind die Bewegungen des Taijiquan ja rund. Wir üben das Runde und das bedingt, dass wir zu Harmonie streben und nicht zum Konflikt. Das wirkt sich aufs Menschsein aus. Wir üben eine Kunst, deren Ziel die Harmonie ist. Viele fangen mit dem Taijiquan an, um etwas für ihren Körper und die Gesundheit zu tun. Dann beschäftigen sie sich aber auch mit der Theorie. Dadurch erweitern sich das eigene Wissen und der Horizont und auch das wirkt sich auf den Geist aus. Ein anderer Ansatz des Taijiquan ist, sich zu schützen, nicht anzugreifen. Dieser Aspekt des Schützens, beinhaltet Konflikte zu lösen, sich mit dem Gegenüber zu verbinden, ihn zu lassen wie er ist und die Situation durch einen eigenen inneren Wechsel zu ändern. Das kann man im Tui Shou üben. Dieses Prinzip im Taijiquan kann man auch auf den Beruf, Freunde oder den Alltag übertragen.

Taijiquan ist etwas ganz Natürliches. Wir üben die Natürlichkeit und Einfachheit und beschäftigen uns durch den Daoismus, der mit dem Taijiquan verknüpft ist, mit der Natur der Dinge. Dadurch wiederum entwickelt man ein natürliches Bewusstsein für den Alltag und die Welt. Es geht darum, in der Kampfkunst und auch im Leben nichts hinzuzufügen, sondern in Einfachheit den Weg zu gehen. Eigene Begierden sollten nicht im Vordergrund stehen. Das Wesentliche ist, in einem Bewusstseinszustand des Gleichgewichts zu sein. Auch das üben wir im Taijiquan. Das Gleichgewicht, die Richtung, die Klarheit.

Die höchste Stufe im Taijiquan ist dann, alle Methoden, die man gelernt hat, wieder loszulassen und sich frei, aus sich selbst heraus zu bewegen. Und so auch dem Leben zu begegnen: in Gleichgewicht und Natürlichkeit.

Das alles vermittelt er ganz praktisch in den Kursen, die er bei uns gibt. Er führt uns dahin: zur Klarheit und Natürlichkeit. Das Wesentliche fordert er immer ein. Der Blick, die Richtung, Verbindung, Yin und Yang. Darauf besteht er. Darüber hinaus geht er dieses Jahr auch intensiv auf die innere Ausrichtung ein. Die Energie und deren Führung, welche unsere Bewegungen durchdringen sollen, sind mit unserer Körperhaltung verknüpft. Inneres und Äußeres  sind miteinander verbunden und bedingen einander.

Mit der hervorragenden Übersetzung durch Thomas Strube, sind die Kurse auch in der Theorie sehr interessant, denn Yang Laoshe gibt viel Wissen weiter. So auch in seinem Vortrag über die 7 innere Qualtitäten des Taijiquan. Ruhe – Entspannung – Stabilität – Gleichmäßigkeit – Wechsel – Harmonie – Nicht trennen. Auch hier kann sich dem Zuhörer über die Grundlagen des Taijiquan hinaus ein Bezug zum Leben erschließen.

Auch Yang Li Juan, die zweite Tochter von Meister Yang, gibt einen Kurs für Anfänger in der 38er-Form. Mit Ruhe und eleganter Kraft bringt sie die Teilnehmer durch die Hälfte der Form. Diese sind gefordert, mit ausdauernder Freude dabei und nach diesem Seminar einen großen Schritt weiter.

Wir freuen uns über das Interesse von euch Teilnehmern, dass ihr alle gekommen seid, auch teilweise von weit her, und gemeinsam die Meister-Seminare genutzt habt, um einen Schritt weiter zu gehen. Ein großes Dankeschön an Thomas Strube für dein unermüdliches Übersetzen und die gemeinsame Zeit. Schön war es!

Ein Dank geht auch an Marco Durach, der ebenfalls an zwei Tagen übersetzt hat und so zum Gelingen der Kurse beigetragen hat.

Am Schluss sagt Yang Laoshe, dass er sehr gerne zu uns nach Gengenbach in die Taijiquan-Schule Ortenau kommt. »Es ist immer alles sehr harmonisch bei euch, und wie ihr das organisiert und das jedes Jahr.«

Nächstes Jahr wieder, in der Woche nach Ostern. Ihr könnt es euch schon mal vormerken. Danke, Yang Laoshe, von ganzem Herzen, wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

Mehr zu den Meister-Seminaren

Johanna Saemann

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