Ich danke der dunklen Jahreszeit
Johanna Saemann
für die Stille und das Niedersenken
Begreife es als Einladung
zur Innenschau und
zur Erleuchtung dessen
was in der Schwebe haltlos fragt
und drängt und doch nur
Wurzeln schlagen will
Reifen will
bis zum nächsten
milden Frühling
Ikebana
Die Herzen von Heinz Günter Saemann und Johanna Saemann schlagen nicht nur für die chinesische Kunst der Bewegung, sondern auch für die japanische Kunst des Ikebana, der wörtlich »lebenden Blumen«. Fast jede Woche gibt es hier einen neuen Blogbeitrag mit Ikebana und einem Impuls dazu.
Nebelwunder
Gehe achtsam
Johanna Saemann
durch diese Tage
Vielleicht sind im Nebel
Wunder verwoben
Schenke dein Ja
Lass deine Ängste los
Johanna Saemann
Den Ärger und auch die Zweifel
Sie binden dich und deine Kraft
für die Dauer einer Weile
Sinke
ins tiefe Blau deines Selbst
in die unermessliche Weite dessen
das größer ist als du
Verankere dich dort
und auch deine Sehnsucht
Schenke dem Leben
dein Ja
aus satten freien Stücken
Auf ein Wort
Du sagst
Heinz Günter Saemann
Auf ein Wort!
Eine Fülle von Wörtern bricht aus dir heraus
Was ist denn das eine Wort
das dir so wichtig ist?
Jetzt muss ich armer Tropf mich auf die Suche machen
Wähle ich ein Wort
sagst du
Du hast mich nicht verstanden
Wähle ich ein anderes
dann hast du
es nicht so gemeint
Verrät mir ein kurzes Blitzen deiner Augen
das leichte Zucken um deine Lippen
das Spiel deiner Hände
oder deine Körperhaltung das Wort
das dir so wichtig ist.
Sag das nächste Mal
Auf ein paar Sätze!
Dann kann ich Dir zuhören
Nebeltage
Ich liebe diese Nebeltage
Heinz Günter Saemann
Bekanntes nimmt neue Gestalt an
Räume öffnen sich
die zurück reichen bis in die Kindertage
Die Weiden wurden zu alten Riesen
rätselhaft und voller Weisheit
Augen und Ohren sahen und hörten in die Anderswelt
Die Zunge schmeckte die Feuchtigkeit
manchmal süß
manchmal bitter
Stille überzog die Landschaft
Wenn ich dann in die warme Stube zurückkehrte
die Kleider noch feucht
trug ich die Stille mit mir
Nach all den Jahren liebe ich immer noch die Nebeltage
Voller Stille und Geheimnissen
Und manchmal winken mir die alten Weiden zu
Der Regentropfen
Auf der Suche nach Stille
Heinz Günter Saemann
bin ich am verzweifeln
Die Gedanken in meinem Kopf machen einen Lärm
dass es kaum auszuhalten ist
Draußen prasselt der Regen aufs Dach
Ein Regentropfen fällt mir durchs undichte Dach auf die Nase
Endlich ist es still
Ich hätte nie gedacht
dass ein Regentropfen ein Meister der Stille ist