Im Taijiquan- und Qigong-Journal habe ich diese kleine Geschichte gelesen:
Buddha stellte eine Frage an seinen Schülerkreis: »Wie lange dauert das Leben?« Einer sagte: »Zwischen vierzig und fünfzig Jahre.« Ein Anderer äußerte sich: »Wenn man Übungen macht, kann man sechzig Jahre alt werden.« Ein Dritter sprach: »Wenn man den ganzen Tag von morgens bis abends fleißig übt, kann man auch über siebzig Jahre alt werden.« Buddha blickte schweigend in die Menge und sagte: »Das Leben besteht nur zwischen Ein- und Ausatmen.«
Diese kleine Geschichte hat mich nochmals achtsamer werden lassen für die Gegenwart. Das Leben, das ich im Jetzt lebe, ist das, was fühlbar und greifbar ist. Gedankenkarusselle, die sich doch immer wieder einstellen, lassen sich mit Buddhas Worten beruhigen: Das Leben besteht nur zwischen Ein- und Ausatmen. Ich habe es letztlich nicht in der Hand, wie lange ich lebe und was dabei passiert. Ich kann nur die Gegenwart gestalten, sie bewusst wahrnehmen. Ich kann versuchen, mein Herz zu beruhigen, meinen Körper und meine Seele pflegen, mir Gutes tun und achtsam sein. Das Leben besteht nur zwischen Ein- und Ausatmen. Den Atem haben wir immer dabei. Er braucht keinen Platz zum Üben, keine besondere Kleidung oder Trainingsgeräte, er kostet kein Geld und muss nicht extra erlernt werden. Über den Atem können wir uns zentrieren, in Fluss kommen und unsere Lebendigkeit wahrnehmen. Über den Atem wird das Leben in der Gegenwart fühlbar.
Johanna Saemann
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