Manchmal stellst du mir Fragen
deren Antworten sich schattenhaft
in meiner Vergangenheit verbergen
Dann reise ich zurück in vergessene Tage
und suche in den verstaubten Bücherregalen
meiner Kindheit
Ich besuche meine alten Freunde
die Bäume
den Kiesel
die Wolken
und den Wind
die mir so oft eine Antwort gaben
wenn die Erwachsenen keine Zeit
für dumme Kinderfragen hatten
Liebe Tochter
sei dir gewiss
dass dein Satz
»Papa ich möchte dich was fragen«
mein Herz höher schlagen lässt
und mich mit Freude und Stolz erfüllt
Oft kann ich dir keine Antwort geben
dann ja dann stehe ich vor verstaubten Regalen
klettere auf Bäume
reite auf Wolken mit dem Wind um die Wette
oder kaufe mit einem goldenen Kiesel die Welt
Lass uns die Antworten zusammen suchen
Wie oft sind deine Fragen die Fragen meiner Kindheit
Die Wolken und der Wind warten auf unsDein Papa
Heinz Günter Saemann
Die Blätter der Birken
Die Blätter der Birken vor meiner Schule
Heinz Günter Saemann
verfärben sich schon gelb
Bald werden sie auf den Herbstwinden tanzen
Kleine Tänzerinnen
wohin treibt es euch so spät im Jahr
Auch ich würde gerne mit den Winden fliegen
Wohin werden sie mich wohl wehen
Das Gerede
Das Gerede
Heinz Günter Saemann
der Könige und ihrer Minister
erinnert mich
an die Phrasendrescherei
in einer heruntergekommenen Hafenspelunke
Da hör ich doch lieber
den lärmenden Spatzen zu
Im Busch vor meiner Hütte
erzählen sie sich
von der Freude und Schönheit des Lebens
Offene Herzen
Offene Herzen
Heinz Günter Saemann
bringen Heilung und Schmerz zugleich
An dem Tag
als die Trauer mich verstummen ließ
sagtest Du zu mir
die Ursache für deine Trauer und deinen Schmerz
entspringen deinen Beurteilungen
Das Namenlose urteilt nicht
die Weisen haben Trauer und Schmerz abgelegt
Schön gesagt mein Freund
Kannst Du mir auch sagen
durch wie viele Höllen sie gegangen sind?
Wüsten
Wüsten
Heinz Günter Saemann
Wellen aus Sand
Flüsse voller Geröll
Stille die spricht
Verborgenes Leben
Schweigende Schönheit
Von irgendwoher
klingt leises Flötenspiel
Der alte Weise
lädt den Mond zum Wein ein
Was die beiden wohl die ganze Nacht besprechen
Nichts
Sie schweigen
Als ich heute Morgen aufwachte
Als ich heute Morgen aufwachte
Heinz Günter Saemann
war der Himmel grün und die Wälder blau
Die Wasser glänzten zinnoberrot
In grellbunten Gassen tanzten Narren
in schwarzen Anzügen
In ihren Händen
trugen sie ihre Fetische
Ihr Singsang
»Endlich ist wieder alles normal«
hallte durch die Straßen
während Kirchglocken von den Türmen stürzten
Und Gott wandte sich mit Schaudern ab





