Dankbar
Heinz Günter Saemann
Für die Zeit
die verrinnt
übe ich mich
in Demut
auch wenn
mir hin und wieder
der Kragen platzt
Die macht es mir
nun wirklich nicht leicht
diese Demut
Kleiner Vogel
Kleiner Vogel
Heinz Güter Saemann
früh am Morgen
singst du dein Lied
Wer kann
bei so viel Lebensfreude
noch Trübsal blasen
Zur Zeit deiner Geburt
Zur Zeit deiner Geburt
Heinz Günter Saemann
hat man mich gepflanzt
Als ich wuchs
und mich zu entfalten begann
wurde ich beschnitten
in Form gebracht
wie auch du
Jedes Jahr
zur Zeit der Auferstehung
lege ich mein Blütenkleid an
dir zur Freude und Hoffnung
Meine Liebe zu dir
ist mächtig
Wie allgewaltig
muss die Liebe
des Ewigen sein
Die Luft
Die Luft
Heinz Günter Saemann
riecht golden
Das Frühjahr
das Werden
die Hoffnung
das Licht einatmen
Die Sorgen
die Furcht
die Verletzungen ausatmen
Bis ein goldener Schimmer sich auf die Haut legt
Wissend und dankbar
ein Teil der Schöpfung zu sein
Der Bauer aus Song
Ich möchte Euch eine Geschichte erzählen. Sie stammt von Menzius, einem konfuzianischen Philosophen:
Ein Bauer aus Song ging auf sein Getreidefeld, dessen Saat gerade aufgegangen war. Da kam er auf die Idee, dem Getreide beim Wachsen zu helfen, und zog an den Sprösslingen. Müde kam er vom Feld zurück und erzählte seinem Sohn von seiner Arbeit. Entsetzt lief der Sohn aufs Feld und sah, dass alle Sprösslinge verdorrt waren.
Alles braucht seine Zeit, zum Wachsen und zum Heranreifen, um sich seinem Wesen entsprechend entfalten zu können. Menschlichkeit, Güte und Mitgefühl sind nach Meinung von Menzius seit Geburt in uns angelegt. Sie brauchen Zeit, um Früchte zu tragen. »Du musst Gas geben!«, wie oft habe ich diesen Satz schon gehört. Gas geben, warum und wozu? Mehr Wachstum, immer höhere Erträge, zu jeder Zeit und an jedem Ort erreichbar zu sein, haben unsere Herzen in Maschinenherzen verwandelt. Wir sollten unseren Herzen erlauben, nichts zu erzwingen, sondern Innenschau zu halten, still zu sein, ohne dabei gleichgültig zu werden. Finden wir wieder den Kontakt zu unserem Herzen, dann werden wir die Schönheit der Schöpfung erkennen. Wir werden erfahren, dass Wachstum freie Räume aber auch Ruhephasen braucht und nicht unaufhörlich fortschreitet. Die Fixierung von Mensch und Natur auf ihren Nutzen degradiert sie zu einem Objekt, das beliebig zu gebrauchen ist. Wenn wir unser Herz wieder spüren, brauchen wir uns nicht mehr hinter Geltungsbedürfnis und ein »Mehr sein wollen« zu verstecken.
Ein gesundes, dem Wesen eines Jeden entsprechendes Wachstum können wir in der Kunst des Taijiquan lernen. Wir üben die Einfachheit und die Natürlichkeit, wir beschäftigen uns mit einer Kunst, deren Ziel die Harmonie ist. Die Harmonie zwischen Himmel und Erde und uns.
Hören wir auf, so zu sein wie der Bauer aus Song. Geben wir uns Zeit für unser inneres und äußeres Wachstum, denn Alles braucht seine Zeit
Heinz Günter Saemann
Die Form der 10 Bewegungen

Ich habe eine kleine Form aus 10 Bewegungen entwickelt. Die Abläufe sind euch allen aus der 38er- und 85er-Handform bekannt. Ihr könnt direkt mitlaufen, braucht wenig Platz und werdet sie nach kurzer Zeit schon können.
Viel Freude damit!
Heinz Günter Saemann