Mit den Jahren
Johanna Saemann
wächst die Gabe
wieder
zu atmen
zu lächeln
einfach zu sein
Wir wurzeln im Zeitlosen
Wir wurzeln im Zeitlosen
Johanna Saemann
Der Fluss des Lebens ist
ohne Anfang und Ende
das Unbegreifliche der Ewigkeit
Tritt ein
Tritt ein
Johanna Saemann
in diesen Sommer
in seine Leichtigkeit
sein Himmelblau
Und lass uns lieben
und geben
und alles nehmen
als sei das Leben selbst
neu erfunden
Farbenspiel
Dein Kinderlachen
Dein Kinderlachen
Johanna Saemann
So groß wie das Leben selbst
Mein Blick
sieht und liebt
Friede sei mit dir
Ein- und Ausatmen
Im Taijiquan- und Qigong-Journal habe ich diese kleine Geschichte gelesen:
Buddha stellte eine Frage an seinen Schülerkreis: »Wie lange dauert das Leben?« Einer sagte: »Zwischen vierzig und fünfzig Jahre.« Ein Anderer äußerte sich: »Wenn man Übungen macht, kann man sechzig Jahre alt werden.« Ein Dritter sprach: »Wenn man den ganzen Tag von morgens bis abends fleißig übt, kann man auch über siebzig Jahre alt werden.« Buddha blickte schweigend in die Menge und sagte: »Das Leben besteht nur zwischen Ein- und Ausatmen.«
Diese kleine Geschichte hat mich nochmals achtsamer werden lassen für die Gegenwart. Das Leben, das ich im Jetzt lebe, ist das, was fühlbar und greifbar ist. Gedankenkarusselle, die sich doch immer wieder einstellen, lassen sich mit Buddhas Worten beruhigen: Das Leben besteht nur zwischen Ein- und Ausatmen. Ich habe es letztlich nicht in der Hand, wie lange ich lebe und was dabei passiert. Ich kann nur die Gegenwart gestalten, sie bewusst wahrnehmen. Ich kann versuchen, mein Herz zu beruhigen, meinen Körper und meine Seele pflegen, mir Gutes tun und achtsam sein. Das Leben besteht nur zwischen Ein- und Ausatmen. Den Atem haben wir immer dabei. Er braucht keinen Platz zum Üben, keine besondere Kleidung oder Trainingsgeräte, er kostet kein Geld und muss nicht extra erlernt werden. Über den Atem können wir uns zentrieren, in Fluss kommen und unsere Lebendigkeit wahrnehmen. Über den Atem wird das Leben in der Gegenwart fühlbar.
Johanna Saemann