Ich liebe diese Nebeltage
Heinz Günter Saemann
Bekanntes nimmt neue Gestalt an
Räume öffnen sich
die zurück reichen bis in die Kindertage
Die Weiden wurden zu alten Riesen
rätselhaft und voller Weisheit
Augen und Ohren sahen und hörten in die Anderswelt
Die Zunge schmeckte die Feuchtigkeit
manchmal süß
manchmal bitter
Stille überzog die Landschaft
Wenn ich dann in die warme Stube zurückkehrte
die Kleider noch feucht
trug ich die Stille mit mir
Nach all den Jahren liebe ich immer noch die Nebeltage
Voller Stille und Geheimnissen
Und manchmal winken mir die alten Weiden zu
Der Regentropfen
Auf der Suche nach Stille
Heinz Günter Saemann
bin ich am verzweifeln
Die Gedanken in meinem Kopf machen einen Lärm
dass es kaum auszuhalten ist
Draußen prasselt der Regen aufs Dach
Ein Regentropfen fällt mir durchs undichte Dach auf die Nase
Endlich ist es still
Ich hätte nie gedacht
dass ein Regentropfen ein Meister der Stille ist
Für meine Mutter
Ich trauere um dich
Heinz Günter Saemann
obwohl ich nicht trauern wollte
Die Jahre haben uns entfremdet
Mich mehr als dich
Übrig blieb ein seidener Faden
dünn und kaum sichtbar
Ich weiß nicht
warum ich zu dir gefunden habe
Vielleicht haben wir uns gerufen
Du in schlaflosen Nächten oder Tagen voller Träume
Ich in meiner Einsamkeit
Nach all den Jahren trauere ich um dich und mich
Hoffnung
Ich will Hoffnung sein in finsteren Zeiten
Ich will Hoffnung sein für die Hoffnungslosen
Ich will Hoffnung sein für die Schwachen und Unterdrückten
Ich will Hoffnung sein in den Trümmern der Schlachtfeder
Ich will Hoffnung sein die in den Ruinen leuchtet
Ich will Hoffnung sein in den Tiefen der Erde und in den Höhen des Himmels
Ich will Hoffnung sein für die Schatten und für das Licht
Ich will Hoffnung sein für das Leben und für das Sterben
Ich will Hoffnung sein für die Liebe und für den Glauben
Ich will Hoffnung sein für Gott
Ich will Hoffnung sein für DichIch bin bei Dir in deiner Einsamkeit
Ich bin bei Dir in deiner Verletzlichkeit
Ich bin das Salz deiner Tränen
Ich zügle die Feuer deiner Wut, damit Du nicht verbrennst
Ich nähre die Flammen deiner Liebe, die Dich erhebt
Ich war bei Dir bei deiner Geburt
Bei deinem Tod werde ich Dich über die Schwelle begleiten
Ich bin namenlos unbegreifbar allgegenwärtig voller Kraft
Ich bin die HoffnungHeinz Günter Saemann
Waldspaziergang
Moose und Farne
Heinz Günter Saemann
leuchten im satten Grün
dazwischen Blumenpracht
Im Blätterdach spielen Sonnenstrahlen
Kleine Wasserläufe
suchen sich ihren Weg hinab ins Tal
Zwischen den Bäumen
spielt ein Orchester die Symphonie des Lebens
Anfang und Ende werden belanglos
Es ist Jetzt
Der Turmbau
Sprache verändert sich
Heinz Günter Saemann
Heute so und morgen so
Mir wird ganz wirr im Kopf
Manchmal tut es mir im Herzen weh
»Achtsamkeit« und »liebevoll«
einfach so daher gesagt
liegen sie in der Gosse und warten auf ihre Auferstehung
Spiritualität und Energetisierung an allen Orten
Selbst den Göttern wird schwindelig
Das heilige »OM« bleibt ihnen im Halse stecken
Der Turmbau zu Babel hat eine neue Dimension erreicht