Ich liebe diese Nebeltage
Heinz Günter Saemann
Bekanntes nimmt neue Gestalt an
Räume öffnen sich
die zurück reichen bis in die Kindertage
Die Weiden wurden zu alten Riesen
rätselhaft und voller Weisheit
Augen und Ohren sahen und hörten in die Anderswelt
Die Zunge schmeckte die Feuchtigkeit
manchmal süß
manchmal bitter
Stille überzog die Landschaft
Wenn ich dann in die warme Stube zurückkehrte
die Kleider noch feucht
trug ich die Stille mit mir
Nach all den Jahren liebe ich immer noch die Nebeltage
Voller Stille und Geheimnissen
Und manchmal winken mir die alten Weiden zu
Beiträge
Der Regentropfen
Auf der Suche nach Stille
Heinz Günter Saemann
bin ich am verzweifeln
Die Gedanken in meinem Kopf machen einen Lärm
dass es kaum auszuhalten ist
Draußen prasselt der Regen aufs Dach
Ein Regentropfen fällt mir durchs undichte Dach auf die Nase
Endlich ist es still
Ich hätte nie gedacht
dass ein Regentropfen ein Meister der Stille ist
Für meine Mutter
Ich trauere um dich
Heinz Günter Saemann
obwohl ich nicht trauern wollte
Die Jahre haben uns entfremdet
Mich mehr als dich
Übrig blieb ein seidener Faden
dünn und kaum sichtbar
Ich weiß nicht
warum ich zu dir gefunden habe
Vielleicht haben wir uns gerufen
Du in schlaflosen Nächten oder Tagen voller Träume
Ich in meiner Einsamkeit
Nach all den Jahren trauere ich um dich und mich
Reifen
Längst hast du verstanden
Johanna Saemann
dass die Dinge ihre Zeit haben
dass alles reift
was in deinem Herzen wohnt
Jeder Gedanke
Jedes Wort
Jede Bewegung
Alle Wünsche und Visionen
ruhen erst in deiner Tiefe
bis sie Früchte tragen
Sternstunden
Es gibt manchmal im Lauf der Welt besondere Augenblicke […], wo es sich ergibt, dass alle Dinge und Wesen, bis zu den fernsten Sternen hinauf, in ganz einmaliger Weise zusammenwirken, sodass etwas geschehen kann, was weder vorher noch nachher je möglich wäre.
Leider verstehen die Menschen sich im allgemeinen nicht darauf, sie zu nützen, und so gehen die Sternstunden oft unbemerkt vorüber. Aber wenn es jemand gibt, der sie erkennt, dann geschehen große Dinge.
Michael Ende: Momo
Im Taijiquan gibt es die Qualität der Harmonie. Diese kann ich in den Bewegungsabläufen und auch in meiner inneren Haltung suchen und finden. Harmonie bedeutet vor allem Verbindung. Verbindung von Atem und Bewegung, oder von den polaren Kräften Yin und Yang. Verbindung von allen Teilen des Körpers. Von innen und außen. Von mir selbst mit dem Raum, der mich umgibt. Verbindung von Körper und Geist. Das Erkennen, dass alles miteinander verbunden und verwoben ist, dass alles Teil ist und miteinander kommuniziert. Wenn ich beginne, mich im Taijiquan zu bewegen, suche ich das Runde und Harmonische. Ich strebe nach Einheit. Und in manchen Augenblicken fühlt es sich an, als würde alles zusammenwirken. Nichts ist dann getrennt, alles ist eins. – Das sind Sternstunden.
Ich wünsche uns allen mehr Bewusstsein für solche Augenblicke, in denen alle Dinge und Wesen zusammenwirken.
Ganz viel Freude beim Suchen und Finden!
Johanna Saemann



