Der alte Lehrer
Heinz Günter Saemann
sitz in leeren Hallen
Die Tempelglocke ruft die Schüler
Ihr Ton verhallt in den Bergen
Selbst der Tiger antwortet nur zaghaft
Doch jetzt ist der Frühling zurückgekehrt
Und mit ihm werden sich die Schüler wieder einfinden
Alles ist vorbereitet
Die Zeit des Wartens ist vorbei
Schmerz wandelt sich in Freude
Beiträge
Aus sich selbst heraus
Aus sich selbst heraus
Johanna Saemann
das Rätsel Leben
bewegen
Sinnsucher sein
im Gewirr des Unerforschten oder
im großen Schweigen
Einer Bewegung folgen
einem Herzschlag
einem Wort
Nur Mut
wir alle können es deuten
Hoffen
Wir hoffen
Heinz Günter Saemann
auf besseres Wetter
auf mehr Gerechtigkeit
auf mehr Liebe
auf Frieden
auf einen Anfang
auf ein Ende
Wir hoffen
auf …
auf …
auf …
auf …
auf …
Die Hoffnung ist ein Strohhalm
der uns hoffentlich trägt
Vierter Glücksmoment
Sitzen in Ruhe
Nimm eine natürliche Haltung an
den Kopf in den Wolken
die Füße verwurzelt
die Hände vor dem Bauch
Liegt die Zunge leicht am oberen Gaumen
kann die Jadeflüssigkeit gesammelt werden
Atme sanft und tief 36 Mal ein und aus
kommt der Geist zur Ruhe
fliegen wirren Gedanken davon
Drei Mal sollst du die Speichel schlucken
um das Feuer zu entfachen
mit ruhigem Geist bleibst du gesund
Den Kopf massieren
Massiere den Kopf von der Stirn zum Nacken
lass deine Finger erklimmen den Berg
so wird dein Qi-Fluss gefördert
das Hirn genährt
Augenübungen
Schließe die Augen
streiche sanft deine Brauen von innen nach außen
auch die Augenlider nicht vergessen
18 Mal tut den Beiden gut
lass die Pupillen kreisen mit dem Lauf der Uhr und andersherum
reibe deine Hände warm
legst du sie vor die Augen
verschwindet die Müdigkeit
vergiss nicht am Ende in die Ferne zu schauen
Kopf und Augen sind erfrischt und klar ist der Blick
Leber und Galle werden reguliert und das Leberfeuer wird gesenkt
Nasenübung
Reibe deine Nase seitlich auf und ab
18 Mal bringt Glück
sind die oberen Atemwege gestärkt
bleiben sie gesund
das Lungenfeuer brennt nicht so heiß
Mundübungen
Klappere 36 Mal mit den Zähnen
das macht sie stark und gesund
lass die Zunge rollen innen und außen
wälzt der rote Drache das Meer bleibt der Mund gesund
sammle den Speichel und schlucke ihn langsam 3 Mal
Zähneklappern, Zungenrollen und den Speichelschlucken
kräftigen das Herz, stärken die Milz und festigen die Nieren
Ohrenübungen
Knete die Ohren
zieh sie nach oben und unten
auch reiben tut ihnen gut
nach unten nach oben, vor und zurück
so stärkst du das Hören
am Schluss schlag die Himmelstrommel
um Kopf und Nerven anzuregen
Herz, Lunge und Nieren werden es danken
Nackenübungen
Reibe sanft den Hals und fest den Nacken
schau nach unten und oben, nach links und rechts
leg den Kopf auf die Schultern
lass ihn sanft kreisen nach links und rechts
Schwindel kann verschwinden und auch den Schultern tut es gut
Zu guter Letzt wasche dein Gesicht
gesund und frisch strahlt es, auch Kopf und Augen werden klar
vergiss auch nicht den Kopf
um das Hirn zu nähren und den Körper zu kräftigen
Heinz Günter Saemann und Johanna Saemann
Dritter Glücksmoment
»Ikebana – Den Blumen Leben geben« oder auch »Kado – Der Weg der Blumen«
Ein Ikebana-Arrangement zu gestalten ist eine erlebbare kontemplative Erfahrung. Durch die Konzentration auf das Wesentliche wird eine Beziehung zwischen Natur und Mensch geschaffen, die eine tiefe Verbindung zur Schöpfung herstellt und mich deren ewigen Wandel erkennen lässt. Für mich ist der Weg der Blumen und das Praktizieren des Taijiquan eine Möglichkeit, mein Menschsein zu kultivieren und in der Harmonie zwischen Himmel und Erde zu schwingen.
Meinen Lehrern bin ich zu großem Dank verpflichtet. Vor allem meiner Ikebana Meisterin, Dorothee Wülker, und dem Großmeister des Taijiquan, Yang Zhen He, die ihr Wissen so freigiebig mit mir geteilt haben und noch teilen.
Diese Ikebana-Zeremonie, die unser dritter Glücksmoment ist, widme ich unseren Schülerinnen und Schülern.
Danke für euer Dasein und danke, dass wir euch ein Stück eures Weges begleiten dürfen. Lasst uns in der Harmonie der Schöpfung die Schönheit des Namenlosen preisen.
Heinz Günter Saemann und Johanna Saemann
Hermann Hesse hat den Wandel in seinem Gedicht »Manchmal« sehr schön beschrieben:
Manchmal, wenn ein Vogel ruft
oder ein Wind geht in den Zweigen
oder ein Hund bellt im fernsten Gehöft,
dann muß ich lange lauschen und schweigen.Meine Seele flieht zurück,
bis wo vor tausend vergessenen Jahren
der Vogel und der wehende Wind
mir ähnlich und meine Brüder waren.Meine Seele wird Baum
Hermann Hesse, im September 1904
und ein Tier und ein Wolkenweben.
Verwandelt und fremd kehrt sie zurück
und fragt mich. Wie soll ich Antwort geben?