Ich trauere um dich
Heinz Günter Saemann
obwohl ich nicht trauern wollte
Die Jahre haben uns entfremdet
Mich mehr als dich
Übrig blieb ein seidener Faden
dünn und kaum sichtbar
Ich weiß nicht
warum ich zu dir gefunden habe
Vielleicht haben wir uns gerufen
Du in schlaflosen Nächten oder Tagen voller Träume
Ich in meiner Einsamkeit
Nach all den Jahren trauere ich um dich und mich
Ikebana
Die Herzen von Heinz Günter Saemann und Johanna Saemann schlagen nicht nur für die chinesische Kunst der Bewegung, sondern auch für die japanische Kunst des Ikebana, der wörtlich »lebenden Blumen«. Fast jede Woche gibt es hier einen neuen Blogbeitrag mit Ikebana und einem Impuls dazu.
Reifen
Längst hast du verstanden
Johanna Saemann
dass die Dinge ihre Zeit haben
dass alles reift
was in deinem Herzen wohnt
Jeder Gedanke
Jedes Wort
Jede Bewegung
Alle Wünsche und Visionen
ruhen erst in deiner Tiefe
bis sie Früchte tragen
Hoffnung
Ich will Hoffnung sein in finsteren Zeiten
Ich will Hoffnung sein für die Hoffnungslosen
Ich will Hoffnung sein für die Schwachen und Unterdrückten
Ich will Hoffnung sein in den Trümmern der Schlachtfeder
Ich will Hoffnung sein die in den Ruinen leuchtet
Ich will Hoffnung sein in den Tiefen der Erde und in den Höhen des Himmels
Ich will Hoffnung sein für die Schatten und für das Licht
Ich will Hoffnung sein für das Leben und für das Sterben
Ich will Hoffnung sein für die Liebe und für den Glauben
Ich will Hoffnung sein für Gott
Ich will Hoffnung sein für DichIch bin bei Dir in deiner Einsamkeit
Ich bin bei Dir in deiner Verletzlichkeit
Ich bin das Salz deiner Tränen
Ich zügle die Feuer deiner Wut, damit Du nicht verbrennst
Ich nähre die Flammen deiner Liebe, die Dich erhebt
Ich war bei Dir bei deiner Geburt
Bei deinem Tod werde ich Dich über die Schwelle begleiten
Ich bin namenlos unbegreifbar allgegenwärtig voller Kraft
Ich bin die HoffnungHeinz Günter Saemann
Taijiquan-Zeit
Der Schüler blickt während dem Üben ständig auf die Uhr
G., seit 25 Jahren Schüler von Heinz Günter
Der Lehrer mahnt:
Wir haben noch genug Zeit
Der Schüler erwidert:
Ich habe aber Sorge
dass die Zeit zu schnell vergeht
Johanna Saemann
Wir alle tragen ein Leben
Wir alle tragen ein Leben in uns
Johanna Saemann
ein geheimes
dessen Landschaften nur wir allein
durchwandern
Wir kennen jeden Winkel
Nur wir wissen
wie es dort ist
Wissen von dem Stein
der Welle
dem Baum
dem Wind
Wissen von der Abgrundtiefe und dem Himmelweit
Von der Fülle und der Kargheit
Für Momente
Wenn wir uns selbst ganz nah sind
wissen wir auch
In mir bin ich Zuhause
Waldspaziergang
Moose und Farne
Heinz Günter Saemann
leuchten im satten Grün
dazwischen Blumenpracht
Im Blätterdach spielen Sonnenstrahlen
Kleine Wasserläufe
suchen sich ihren Weg hinab ins Tal
Zwischen den Bäumen
spielt ein Orchester die Symphonie des Lebens
Anfang und Ende werden belanglos
Es ist Jetzt