Mal wieder habe ich die Mitte verloren
Heinz Günter Saemann
Dieses Disputieren bringt mich völlig durcheinander
Du hast recht und ich habe unrecht
Ich habe recht und du hast unrecht
Am Schluss endet alles in sinnlosen Worten und Gestammel
In diesen Augenblicken
sehne ich mich nach dir mein Freund
Im Schweigen Gottes
verweilen wir ohne Worte
Nie bin ich der Schöpfung so nahe wie in diesen Augenblicken
Lass uns mal wieder im Land der Wortlosigkeit spazieren gehen
Frieden
Endlich wird es wärmer
Heinz Günter Saemann
Kleine Blütenknospen schauen neugierig aus dem Holz
Und durch geöffnete Fenster flutet Licht und duftende Frühlingsluft
Am Morgen trällert die Amsel ihr Lied
Die Spatzen zwitschern unaufhörlich im Gehölz
Auch der Reiher hat auf dem alten Baum sein Nest gebaut
Jetzt ist es an der Zeit die Herzen zu öffnen für den Frieden in uns
damit er hinausgetragen wird in die Welt
Wer bin ich
Ich rannte dahin und dorthin
Heinz Günter Saemann
wollte dieses
wollte jenes
Nie war ich zufrieden
Jetzt
da ich Ruhe und Stille gefunden habe
Frage ich mich
Wer bin ich eigentlich?
Eine Lehrstunde
Heute
Heinz Günter Saemann
in der Morgendämmerung
hörte ich zum ersten Mal eine Amsel singen
Nach einem trostlosen Winter
trällerte sie in den Sonnenaufgang hinein
Das erste Zeichen des herannahenden Frühlings
Während ich mir den Kopf zerbreche
folgt sie im Wandel der Jahreszeiten ihrer Natur
Ich hätte nicht gedacht
dass ich so früh am Morgen
eine Lehrstunde erhalte
Der Jahrmarkt
Auf dem großen Jahrmarkt der Eitelkeiten
Heinz Günter Saemann
ist es mal wieder laut wie schon lange nicht mehr
Die Marktschreier überbieten sich gegenseitig
Sie versprechen wie immer goldene Zeiten
mit Wachstum und Wohlstand
Das Volk spitzt die Ohren
nickt hoffnungsvoll mit leuchtenden Augen
Alles wird neu, größer, besser, schöner
Licht und Schatten lösen sich auf
Übrig bleibt ein schattenloses Grau
das sich auf die Erde legt
Doch irgendwoher leuchtet ein Licht
aus der Stille geboren
sanft, voller Güte und Liebe
Es war, ist und wird immer sein
Der Jahrmarkt löst sich auf
Zeit
Zeit
Heinz Günter Saemann
Zeitenstrom
Tage Wochen Monate Jahre
kein Anfang
kein Ende
belanglos sind Werden und Vergehen
ein stetes Fließen
absichtloses Strömen
Wir
der Flügelschlag eines Schmetterlings